Bei Youtube gibt es diverse Videos, die einen aufwändigen Bau eines Schubfach-Regals mit Aufbewahrungsboxen zeigen. Preiswerter und schneller bauen geht mit „S10“-Dachlatten – auf zwei Arbeitsböcken im Garten.
Inhalt
Die transparenten Aufbewahrungsboxen von IKEA („Samla“) haben in der aktuellen Ausführung eine Modifikation erfahren (s. »Überraschung!«), weshalb es sich unbedingt lohnt, bei Mitbewerbern nach Alternativen Ausschau zu halten.
Diese können günstiger sein und ohne Nachbearbeitung verwendet werden.
Ausgangspunkt
Mein Ziel war ein „Funktionsmöbel“. Deshalb gerieten geprüfte Dachlatten („S10“ → bautechnisch zugelassen) als Werkstoff in den Fokus. Die sind zwar sägerau und „variabel“ 40 x 60 mm stark, doch stabil für vergleichsweise kleines Geld.Produktionsbedingt kann das Maß innerhalb einer Dachlatte variieren, weshalb „auf den Millimeter“ bauen eine sinnlose Zielsetzung ist. Bei einem Werkstatt-Regal zum „Plaste-Kisten reinhängen“ spielt das keine Rolle. Eine simple Schablone kompensiert die materialbedingten Schwankungen und ermöglicht flottes Bauen.
Werkzeug
Minimalisten genügt ein Zollstock, eine Stichsäge und ein Akkuschrauber.
Dank besserer Ausstattung kamen bei mir ein Akku-Fuchsschwanz, einer Kappsäge, Fräse, Bandschleifer und paar kleine Zwingen als „helfende Hände“, sowie ein Oszillierer (z.B. „Fein“) und zwei Arbeitsböcken inklusive Auflagebrett zum Einsatz.1
Material
S10 Dachlatten, 5 Meter lang und als „Deckel“ eine zugeschnittene OSB-Platte. Die geplante Anzahl „Schubladen“ → Samla-Boxen2, Holzschrauben 5 x 80 mm (für 5 x 4 Fächer ~150 Stk.), ein paar kleinere für die Deckplatte, optional: Lack für die Deckplatte. Schleifpapier (wahlweise „für die Hand“ oder als Band für den Schleifer).
Arbeitsschritte
Das Bauen beginnt bereits bei der Materialbeschaffung. Nur wenige haben ein für den Straßenverkehr zugelassenes Transportfahrzeug zum Bewegen von 5 Meter lange Dachlatten:
Einkauf
Für den Transport in meinem Anhänger wurden die Dachlatten mit einem Akku-Fuchsschwanz in verladbare Stücke zerteilt. Pro Schnitt war ein Zuschlag von 5 mm gerechnet, was bei zwei Latten mit vielen Schnitten, die fast vollständig benötigt wurden, „zu sportlich“ war (s. Zuschnitt«).
Manche Märkte bieten das Zuschneiden von Latten an. Ob das hinreichend genau mit dem jeweils verwendeten Werkzeug (z.B. Motorsäge) möglich ist, muss individuell entschieden werden.
Es ist zweckmäßig, die geteilten Dachlatten zu Nummerieren. Das beschleunigt das finden des erforderlichen Teils für den nächsten Schritt.
Zuschnitt
Mit der Kappsäge und der Schnittliste - für das „richtige Ablängen“ beim Einkauf erstellt – werden die Dachlatten zugesägt.Bei wiederkehrenden Maßen wurde vom jeweils ersten Stück das Maß abgegriffen – eventuell wurde es deshalb bei den kurzen Teilen „knapp“ (s. »Maße«).
Zusammenbau
Auf einer ebenen Fläche werden „Leitern“ gebaut. Bei der ersten wird sorgfältig gemessen, damit der Abstand zwischen den „Leitersprossen“ groß genug für die kleinste Box ist. Im konkreten Fall waren es 15 cm von Oberkante zu Oberkante. Die Sprossen werden mit zwei hochwertigen Schrauben3 von beiden Seiten „drehsicher“ fixiert. Die weiteren „Leitern“ werden „kopiert“, das ist ausreichend genau. Kleine Zwingen sind dabei hilfreich.Mit einer Schablone aus einem zusammengeschraubten Reststück der Dachlatte, einem Rest OSB-Platte und dazwischen einigen übereinander gelegten Unterlegplättchen4, sorgt ein Anschlag für den passenden Abstand des Fräskopfs. Das beschleunigt die „Schlitzerei“ erheblich.
Alternativ mit einer Stichsäge ca. 1 cm tiefe und 2 cm hohe Ausschnitte sind „Fummelarbeit“. Eine Fräse ist deshalb ein Komfort-Vorteil.
Anschließend hat ein Bandschleifer die (vorderen/oberen) Flächen etwas eingeebnet und die Kanten der OSB-Platte abgerundet.
Feinarbeiten
Ein Rest schnell geruchsarm trocknender Lack („Clou Aqua Versiegelung L10 Treppen- und Parkettlack“) hat die Oberfläche „abwischbar“ gemacht.
Fertig. Dachte ich.
Überraschung!
Ausgehend von vorhandenen Samla-Boxen kamen die für das Regal vorgesehenen ein paar Tage später mit der Post. Inklusive zweier nervigen Überraschungen:
- Die neuen Samlas waren breiter!
-
Ein paar Millimeter machten das Einschieben der Boxen „unfluffig“. Deshalb mussten einige Schlitze nachgearbeitet werden. Oben aufgrund der montierten, lackierten Platte mit der Stichsäge (→ „fummelig“).
- Die neuen Samlas haben auf der langen Seite „Stützen“.
- Auflagefläche und Einschub-Komfort wurde mit der „Fein“ hergestellt. Mit Seitenschneider o.ä. besteht die Gefahr, dass die Boxen einreißen – ist „Weichplaste“.
Maße
Das gebaute Regal fasst 20 Stück 11 cm hohe Samlas, es passen auch größere hinein (s. Bild oben). Die Falze der Boxen liegen bei einem lichten Abstand von 24 cm auf den Dachlatten auf. Die Tiefe der Unterkonstruktion beträgt ca.48 cm, eine Breite von ca. 134 cm und eine Höhe von mindestens 87 cm. Die Holzplatte ist „oversized“, damit die Fächer etwas zurück stehen und Platz für die unten Fußleisten bleibt.
Für die „Leitersprossen“ sind 36 cm ausreichend. Durch den „Schlitz“ im 4 cm starken „Leiterholm“ ergibt sich eine Auflagefläche von ca. 40 cm Länge. Selbst eine mit Ringschlüsseln gefüllte Box hängt daran sicher. Der hintere Leiterholm ist gleichzeitig Tiefenanschlag.
Bei vielen 36 cm Stücken auf einigen Dachlatten sollte 1 cm übrig bleiben. Der fehlte jeweils beim letzten Stück – warum auch immer. Weshalb die „Sprossen“ auf 35 cm gekürzt wurden.
Ausschlaggebend ist das verfügbare Material. In klassischen Baumärkten sind gerade, unverdrehte „S10“-Dachlatten, sogar länger als 3 Meter, selten Bestandsartikel.
Der Verschnitt ist meist umgekehrt proportional zur Lattenlänge. Per Tabellenkalkulation lässt sich das mit „Stücke auf Latten verteilen“ optimieren.
Stückliste
Zuschnitt für das gezeigte Regal (S10-Dachlatten 40 x 60 mm):
Was | Länge | Anzahl |
---|---|---|
Träger oben/unten | 134 cm | 4 |
„Leiterholme“ | 80 cm | 10 |
„Leitersprossen“ | 36 cm | 20 |
OSB-Stabilisierung oben | 32 cm | 5 |
OSB-Platte | 150 cm x 50 cm | 1 |
Zeitaufwand
Mit Materialbeschaffung in einer gut sortierten, aber etwas weiter entfernten Holzhandlung, Zuschnitt, Zusammenschrauben, Schablone bauen, Fräsen, Schleifen, Platte lackieren: ~6h.
1Kappsäge, Fräse und „Fein“ vereinfachen Aufgaben, die gleichermaßen mit einer Stichsäge erledigt werden können. Mit der „Fein“ lässt sich die Modifikation der Samlas bequem „zurückbauen“.
2Bei mir waren es Samlas, weil bereits einige ältere herum standen. Neu gekaufte waren modifiziert, weshalb Boxen anderer Anbieter interessanter sein können.
3Hier: HECO-TOPIX-plus 5,0 x 80 mit variablem Vollgewinde – das zwingt die Bauteile zusammen und sie greifen verlässlich im Holz.
4Gab es im Karton in den Stärken 1 - 6 mm für ca. 20 €. Ersatzweise gehen – natürlich – auf Maß gebrachte Holzreste.