Es gibt diverse Nischen, in denen Menschen Lösungen für spezielle Probleme anbieten (wollen). Das ist mir bestens vertraut: Bin selbst so einer. Heute Morgen flatterte eine Information ins Postfach, die mich „theoretisch“ ansprechen müsste, doch nach kurzem Blick darauf keine Lösung für das – vermeintliche – Problem darstellt.
Die dargestellte Tastatur hat meine KI generiert.
Die Schreibmaschinen wurde vor rund 150 Jahren als Unterstützung für Blinde erfunden. Für diese Menschen stellen zusätzliche Zeichen auf den Tastenkappen keinen Mehrwert dar. Genau genommen brauchen sie dort – wie 10-Finger-Schreibende – gar keine. Aber das ist ein anderes Thema.
Die »ultimative Tastatur für Autoren, Grafikdesigner und alle, die Wert auf korrekte Zeichensetzung legen«1 müssten geneigte Interessierte selbst auf eine dafür gesondert zu erwerbende/ vorhandene und dafür geeignete Tastatur fummeln. Als Lohn winkt ein DIN 2137-konformer Tastenkappen-Aufdruck auf einer ansonsten unveränderten Tastatur.
Für mich ist das keine Lösung eines (vermeintlich) »150 Jahre alten Problems«2, sondern die Schaffung eines weiteren: Wie arbeiten daran Gewöhnte an einem Rechner ohne diese mechanische und Software-technische Ergänzung?
Insbesondere die zuvorderst adressierten Autoren arbeiten – zwecks Mobilität des Arbeitsplatzes – zwischenzeitlich weitestgehend mit Laptops als „Zweit-Arbeitsplatz“. Sobald ein Anflug von Mobilität ins Spiel kommt, sind »Cherry-Tastatur-Ersatzkappen«3 deshalb nutzlos. Das betrifft gleichermaßen Grafikdesigner, die ihrer Kreativität in einem Coworking-Space freien Lauf lassen — an einem Laptop.
Wer auf dem Laptop – oder einem Rechner ohne Sondertastenaufdruck und speziellem Tastaturtreiber – Sonder- oder typografisch korrekte Zeichen nutzen möchte, muss sich daher weiterhin mit der Zeichentabelle des Betriebssystems oder mit überschaubaren mnemotechnischen Fähigkeiten helfen.
Mir persönlich hilft Autohotkey weiter. Damit lassen sich Sonderzeichen als Tastenfolgen definieren und nutzen.
Besonders charmant an dieser Lösung: Die Definitionen lassen sich per USB-Stick und Programmstart auf jedem verwendeten (Windows-)Rechner ohne zusätzlichen Treiber oder sonstige Installation nutzen. Für Mac und andere Betriebssysteme gibt es analog arbeitende Lösungen, häufig – wie Autohotkey – sogar kostenfrei.
Darüber hinaus reduziert sich das „Problem“ auf das Wesentliche: Statt aller möglichen, werden lediglich die tatsächlich benötigten Sonderzeichen definiert. Sollte eins fehlen, ist das – soweit absehbare Wiederholungsfälle auftreten – fix dauerhaft „nachinstalliert“.
Die „Ansteuerung“ ist gemäß persönlicher Vorlieben konfigurierbar. Also keine aufgenötigten Finger-Verrenkung für z. B. typografische Anführungszeichen »„“«, sondern – in meinem Fall – ,
,
→ »„« bzw. SHIFT
,
,
→ »“«. Das folgt der typografischen Regel, dass einem Komma, ebenso wie dem Punkt, ein Leerzeichen folgen soll.
Deshalb sind das meine „Trigger-Tasten“ für Sonderzeichen:
Tastenfolge | Sonderzeichen | Anmerkung |
---|---|---|
, m c a | ≈ | Mathesymbol circa |
, m p m | ± | Mathesymbol plus minus |
, p r | → | Pfeil rechts |
, p l | ← | Pfeil links |
, l / , r | » / « | Guillemets, Zitatzeichen |
(und viele weitere)
Das ist fraglos ebenfalls „ziemlich nischig“ und erfordert ein gewisses Maß an strukturiertem Denken. Doch für „10-Finger-Blind-Schreibende“ ist das „wissen, wo welches Zeichen liegt“ eine rudimentäre Anforderung. Dabei spielt es objektiv keine Rolle, ob eine Tastenkombination „gleichzeitig“ (Shift + Buchstabe → Großbuchstabe) oder „nacheinander“ („Trigger-Taste“ gefolgt von Sequenz) gedrückt werden muss. Maßgeblich ist: Es funktioniert ohne Hinschauen. Was mit diversen Zeichen bedruckte Tastenkappen überflüssig macht.
Falls mir eine Tastensequenz entfallen ist, kann ich statt eines Suchspiels auf der Tastatur eine Suche mit dem Editor in der Konfigurationsdatei durchführen. Außerdem lässt sich die Tastatur dort spontan an meine jeweiligen Bedürfnisse anpassen. Das erspart das Ärgern über für mich unpraktische Belegungen (DIN ≠ für mich gut).