Wohnen in einer Altbau-Wohnung ist toll. Es sei denn, es ist frostiger Winter und direkt darüber ist der ungedämmte Dachboden, dazwischen eine perfekt Kälte-leitende Betondecke.
Nachdem im letzten Jahr neue Fenster eingebaut wurden, die neben dem Lärm im Sommer die Hitze draußen und im Winter die Wärme drinnen halten, hat sich er Flur als Schwachpunkt herausgestellt. Dort ist ein „Hochregal“ eingebaut, weshalb die Decke nicht abgehängt ist. Durch diese Temperatur-Brücke fielen die Temperaturen im letzten Winter auf einstellige Werte, dank der neuen Fenster waren die „Temperaturzonen“ in der Wohnung äußerst unterschiedlich.Das drastische Temperaturgefälle zwischen den abgehängten Wohnräumen und Flur kühlt natürlich die anderen Räume mit jedem Türöffnen ebenfalls aus. Damit das etwas geringer ausfällt, haben wir uns für eine Wärmedämmung der Decke entschieden. In erster Linie geht es um ein allgemein ausgeglicheneres Wohnklima. Ob das womöglich auch Heizkosten spart, wird sich zeigen.
Die Suche nach Material, das zumindest für eine gewisse Zeit den Fluchtweg nicht mit weiteren Hindernissen und Gefahren pflastert, führte dann zu Dämmplatten aus Polyurethan. Wird von Laien gern mit „Styrophor“ in dieselbe Schublade geworfen, ist aber chemisch etwas anderes. Es ist vor allem stabiler, bei geringer Bauhöhe lässt sich eine enorme Dämmung erreichen, brennt deutlich schlechter und tropft – falls doch – nicht. Für Dämmaufgaben gibt es verschieden dicke Platten, die auf beiden Seiten mit Aluminium beklebt sind, was aus verschiedenen Gründen (Stabilität, Dämmwert, Dampfsperre) nützlich ist.
Die Suche nach „unseren” Platten führten zu „bausep.de“, genauer gesagt zur „EcoTherm Baseline XR WLS 024 Fussbodendämmung beidseitig Alu kaschiert” in 60mm Stärke (Art. Nr.: 003019001005. Sechs Zentimeter ist eine Ansage, allerdings kleben wir die Dinger ja nicht aus Langeweile an die Decke. Sie sollen die Wärme halten. Der Blick auf die Dämmwerte der angebotenen Platten zeigt, dass 60mm ein gesunder Kompromiss sind: gute Dämmung, aber gleichzeitig noch handhabbar. Die Plattendicke ergab sich allerdings auch aus einer Taupunkt-Berechnung, mit der geprüft wurde, ob sich nach der Renovierung über unseren Köpfen ein feuchter Mikrokosmos bildet. Das wollten wir natürlich nicht.
Je dicker die Platte, desto schwieriger wird natürlich der Zuschnitt. Da unser Flur „alles außer rechtwinklig” als Ausgangsbasis hat, ein relevanter Aspekt. Platten mit 6 cm Stärke lassen sich gerade noch so mit einem Teppichmesser schneiden, das an einem Metall-Lineal geführt wird. Ich habe zuerst immer mit eingefahrener Klinge die obere Aluschicht sauber ausgeschnitten und dann schrittweise ausgefahren den Schnitt vertieft. Macht fiese Geräusche, allerdings gibt es fast keinen Dreck (im Gegensatz zur Feinsäge) und die Schnitte werden sogar hinreichend rechtwinklig.
Die Platten werden „fortlaufend“ geklebt, d.h. was in der ersten Bahn übrig bleibt, ist der Anfang der nächsten. Das sorgt für ein - gewolltes - verspringen der Stöße und reduziert den Verschnitt. Beim Festkleben der Platten habe ich mich auf den Tipp meines Bruders verlassen. Der Kellerdeckenkleber, Hausmarke bausep (Art. Nr.: 010001001049), lässt sich angenehm verarbeiten, riecht kaum und erfüllt seine Bestimmung vorzüglich: klebt brutal. Ich habe die Platten nicht mit der Zahnspachtel bestrichen, sondern in gleichmäßigem Abstand zum Rand und dazwischen ca. 18 mitteldicke Klebepunkte auf eine Platte mit der normalen Spachtel aufgetupft.
Leider waren die gelieferten Platten beidseitig mit einem großflächigen Werbeaufdruck versehen. Deshalb entschieden wir uns für relativ dicke Tapeten als „Abschluss-Schicht”. Zell-Leim (der heisst so, das ist kein Marken-Name!) mit Latex-Bindemittel gemischt hat sich als gute Wahl entpuppt. Das hält im Gegensatz zu den Lösungsvarianten des in Baumärkten allgegenwärtigen Marktführers mit „M“ erheblich besser und ist darüber hinaus preiswerter. Den Zell-Leim und das Latex-Bindemittel muss man allerdings ggf. ein paar Flure weiter verschämt in einer Ecke suchen, denn der wird augenscheinlich nicht im „Beherrscher-Regal” geduldet. Die Alukaschierung der Platten hatten wir auf beiden Seiten etwas angeraut, damit Plattenkleber und Leim besser haften. Den Aufdruck hatten wir nicht runtergeschrubbt. Ob das eventuell mit Aceton gegangen wäre, sei dahin gestellt, denn ändern lässt sich das jetzt nicht mehr. Ärgerlicherweise reicht selbst die dicke Tapete nicht aus, der Aufdruck schimmert durch.
Bei so viel Aufdruck ist es etwas verwunderlich, dass es nicht für ein CE-Zeichen gereicht hat, das auf dem – leider nicht erhaltenen – Alternativprodukt aufgedruckt ist. Der Plattenkleber kam in zwei reinweißen Eimern, ohne jegliche Hinweise. Fraglos steht einiges an Wissenswertem dazu auf der Webseite, ein unbeschrifteter Eimer im Regal gelagert, ist allerdings potentiell riskant. Bzgl. CE und Beschriftung des Eimers werde ich noch bei bausep nachfragen, denn es wurden Endverbraucher beliefert, für die evtl. ein Gefahren- und Entsorgungshinweis hilfreich und notwendig ist.
Alles in allem war die Bestellung bei bausep über die Internet-Seite erfreulich einfach, bequem und schnell. Vor allem musste ich mich nicht fragen, wie die sperrigen Platten den Weg nach Hause finden: Die werden vor die Haustür geliefert, die Spedition ruft kurz vorher an, damit die Pakete angenommen werden können. Eine echte Alternative zum Leihen eines geeigneten Fahrzeugs und dem Zeitaufwand für das Heranschaffen — ganz davon abgesehen, dass in der heimischen Region erst mal ein Lieferant gefunden werden muss. Tipp: Bei bausep.de gibt es regelmäßig Aktionswochen, in denen es einen Rabatt auf diese Dämmplatten gibt. Die Lieferung der Platten ist immer „frei Haus“.
Die Renovierung als solche war mit gängigen Werkzeugen und überschaubaren handwerklichen Fähigkeiten unproblematisch, es ging gegen Ende lediglich an die Kondition, denn das häufige „Leiter hoch – Leiter runter” beansprucht Muskeln, von denen man gar nicht weiß, dass man sie hat.
Die Flurlampen hängen wieder am Haken, der jedoch ist in einen speziellen Dübel mit sehr breiter Krempe eingedreht, den es für Dämmplatten gibt. Ein versuchsweise heftiges Ziehen (ca. 10kg) am Haken zerstreuten anfängliche Bedenken, dass das Gewicht der Lampen (konkret: 500g) die Platte von der Decke zieht. Jetzt sieht alles fast wieder so aus wie vorher, der Raum ist lediglich ca. 6 cm niedriger — was bei ursprünglich ca. 3,05m Höhe verschmerzbar ist — und durch die Deckentapete schimmert wiederkehrend ein Werbeaufdruck. Da muss wohl noch Farbe drauf. Aber das heben wir uns fürs Frühjahr auf. Was es für das Wohnklima bringt, wissen wir dann jedenfalls und vielleicht verschwinden die „Wasserzeichen” bis dahin, weil die Tapeten momentan noch eine „Restfeuchte” haben, die nicht durch die Dampfsperre kann. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.