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Schöner Wohnen – Decke dämmen

Erstellt: 23.09.2012 Lesedauer 8 - 9 Min.

Wohnen in einer Altbau-Wohnung ist toll. Es sei denn, es ist frostiger Winter und direkt darüber ist der ungedämmte Dachboden, dazwischen eine perfekt Kälte-leitende Betondecke.

Nachdem im letzten Jahr neue Fenster eingebaut wurden, die neben dem Lärm im Sommer die Hitze draußen und im Winter die Wärme drinnen halten, hat sich er Flur als Schwachpunkt herausgestellt. Dort ist ein „Hochregal“ eingebaut, weshalb die Decke nicht abgehängt ist. Durch diese Temperatur-Brücke fielen die Temperaturen im letzten Winter auf einstellige Werte, dank der neuen Fenster waren die „Temperaturzonen“ in der Wohnung äußerst unterschiedlich.

Das drastische Temperaturgefälle zwischen den abgehängten Wohnräumen und Flur kühlt natürlich die anderen Räume mit jedem Türöffnen ebenfalls aus. Damit das etwas geringer ausfällt, haben wir uns für eine Wärmedämmung der Decke entschieden. In erster Linie geht es um ein allgemein ausgeglicheneres Wohnklima. Ob das womöglich auch Heizkosten spart, wird sich zeigen.

Damit der Aufwand einen Nutzen zeitigen kann, haben wir uns im Vorfeld schlau gelesen, bzw. bereits existierendes Wissen beim Bruder angezapft, der bereits seit längerer Zeit das Elternhaus saniert. Da wurde schnell klar, dass die üblichen Baumarkt-Lösungen Aufwand und Geld kosten, aber nur einen mäßigen Effekt hervorrufen. Von Sicherheitsaspekten ganz zu schweigen: Die gängige Empfehlung, Styropor an die Decke kleben, könnte sich rächen, wenn es mal brennt. Das macht das Zeug nämlich vorzüglich und tropft dann auch noch als brennender Schleim herunter.

Die Suche nach Material, das zumindest für eine gewisse Zeit den Fluchtweg nicht mit weiteren Hindernissen und Gefahren pflastert, führte dann zu Dämmplatten aus Polyurethan. Wird von Laien gern mit „Styrophor“ in dieselbe Schublade geworfen, ist aber chemisch etwas anderes. Es ist vor allem stabiler, bei geringer Bauhöhe lässt sich eine enorme Dämmung erreichen, brennt deutlich schlechter und tropft – falls doch – nicht. Für Dämmaufgaben gibt es verschieden dicke Platten, die auf beiden Seiten mit Aluminium beklebt sind, was aus verschiedenen Gründen (Stabilität, Dämmwert, Dampfsperre) nützlich ist.

Die Suche nach „unseren” Platten führten zu „bausep.de“, genauer gesagt zur „EcoTherm Baseline XR WLS 024 Fussbodendämmung beidseitig Alu kaschiert” in 60mm Stärke (Art. Nr.: 003019001005. Sechs Zentimeter ist eine Ansage, allerdings kleben wir die Dinger ja nicht aus Langeweile an die Decke. Sie sollen die Wärme halten. Der Blick auf die Dämmwerte der angebotenen Platten zeigt, dass 60mm ein gesunder Kompromiss sind: gute Dämmung, aber gleichzeitig noch handhabbar. Die Plattendicke ergab sich allerdings auch aus einer Taupunkt-Berechnung, mit der geprüft wurde, ob sich nach der Renovierung über unseren Köpfen ein feuchter Mikrokosmos bildet. Das wollten wir natürlich nicht.

Je dicker die Platte, desto schwieriger wird natürlich der Zuschnitt. Da unser Flur „alles außer rechtwinklig” als Ausgangsbasis hat, ein relevanter Aspekt. Platten mit 6 cm Stärke lassen sich gerade noch so mit einem Teppichmesser schneiden, das an einem Metall-Lineal geführt wird. Ich habe zuerst immer mit eingefahrener Klinge die obere Aluschicht sauber ausgeschnitten und dann schrittweise ausgefahren den Schnitt vertieft. Macht fiese Geräusche, allerdings gibt es fast keinen Dreck (im Gegensatz zur Feinsäge) und die Schnitte werden sogar hinreichend rechtwinklig.

Da der Übergang Decke-Wand in unserem Flur eine gut getarnte Hügellandschaft ist, musste ich beim Einpassen die Erfahrung sammeln, dass richtig gemessen und richtig zugeschnitten keinesfalls zwangsläufig dazu führt, dass es auch passt. Dellen in den Wänden führten dazu, dass man ebensolche in die Platten schneiden musste, damit sie sich ankleben lassen. Die sich daraus ergebenden Lücken wurden am Ende mit BTI 4W-Schaum geschlossen. Profischaum, der sich mit der Pistole fein dosiert verarbeiten lässt. Dank freundschaftlicher Kontakte zu einem Schreinermeister musste ich keine Quellen suchen, sondern lediglich eine Dose (samt Pistole) abholen. Wie sooft, wenn man vernünftige Qualität will, gibt es diesen Schaum nicht in gängigen Baumärkten, eventuell im gut sortierten Baustoff-Handel. Bausep führt ihn ebenfalls nicht, womöglich, weil es sinnvolle Sicherheitsauflagen für die Verarbeitung gibt, die mir nun – dank Einweisung – geläufig sind.

Die Platten werden „fortlaufend“ geklebt, d.h. was in der ersten Bahn übrig bleibt, ist der Anfang der nächsten. Das sorgt für ein - gewolltes - verspringen der Stöße und reduziert den Verschnitt. Beim Festkleben der Platten habe ich mich auf den Tipp meines Bruders verlassen. Der Kellerdeckenkleber, Hausmarke bausep (Art. Nr.: 010001001049), lässt sich angenehm verarbeiten, riecht kaum und erfüllt seine Bestimmung vorzüglich: klebt brutal. Ich habe die Platten nicht mit der Zahnspachtel bestrichen, sondern in gleichmäßigem Abstand zum Rand und dazwischen ca. 18 mitteldicke Klebepunkte auf eine Platte mit der normalen Spachtel aufgetupft.

Die matte Oberfläche war Handarbeit: Damit später der Tapetenleim besser hält, wurde sie (ebenso wie dir Rückseite) etwas angeraut. Vermutlich hätte es ausgereicht, die Platte dann mit dem Gummihammer (und einem Brettchen dazwischen, gegen Dellen) anzuklopfen, damit sich die Kleberpunkte verteilen. Die drücken sich dann ggf. in die „geschwungenen Unebenheiten” der Decke und die Platten lassen sich so gegeneinander ausgleichen. Für das gute Gefühl halfen kurze Stützen und ein paar Bretter des Hochregals. Nach ca. 20 Minuten rührte sich da nichts mehr; der Hinweis meines Bruders, dass der Kleber-Eimer bei längeren Pausen geschlossen werden sollte, war wertvoll. Das Zeug wird nach dem Auftrag erfreulich zügig fest, was natürlich toll ist, weil damit sehr zügiges Arbeiten möglich wird. Dafür bleibt aber wenig Zeit, wenn nachkorrigiert werden soll. In diesem Fall folgt auf „ganz fest” sehr schnell „ganz lose”.

Eventuelle Lücken, wie hier die Aussparung für das Lampenkabel, wurden mit BTI 4W-Schaum geschlossen und dann mit Aluklebeband verklebt.

Alle Stöße und die Wandabschüsse wurden ebenfalls mit Aluband abgeklebt, als Dampfsperre. Am Ende wurden die Fugen mit dafür zugelassenem Aluklebeband als Dampfsperre abgedichtet, damit kein Wasser in die Dämmplatten zieht, oder durch die Fugen Kondensationsstellen durch den kalten Hauch von oben entstehen.

Damit der Träger eine definierte Kante hat und die Tapete bzw. die Dämmplatte nicht beschädigt wird, wurden Plastik-Kanten aufgeklebt. Ein Deckenträger wurde ebenfalls gedämmt. Da die Platten mit der Alukaschierung eine harte, aber empfindliche Kante bilden, kam erst Aluband drauf, dann mit dem Plattenkleber eine Plastikkante, damit später beim Tapezieren die Alukaschierung nicht beschädigt oder die Tapete aufgeschlitzt wird – beides würde nerven.

Leider waren die gelieferten Platten beidseitig mit einem großflächigen Werbeaufdruck versehen. Deshalb entschieden wir uns für relativ dicke Tapeten als „Abschluss-Schicht”. Zell-Leim (der heisst so, das ist kein Marken-Name!) mit Latex-Bindemittel gemischt hat sich als gute Wahl entpuppt. Das hält im Gegensatz zu den Lösungsvarianten des in Baumärkten allgegenwärtigen Marktführers mit „M“ erheblich besser und ist darüber hinaus preiswerter. Den Zell-Leim und das Latex-Bindemittel muss man allerdings ggf. ein paar Flure weiter verschämt in einer Ecke suchen, denn der wird augenscheinlich nicht im „Beherrscher-Regal” geduldet. Die Alukaschierung der Platten hatten wir auf beiden Seiten etwas angeraut, damit Plattenkleber und Leim besser haften. Den Aufdruck hatten wir nicht runtergeschrubbt. Ob das eventuell mit Aceton gegangen wäre, sei dahin gestellt, denn ändern lässt sich das jetzt nicht mehr. Ärgerlicherweise reicht selbst die dicke Tapete nicht aus, der Aufdruck schimmert durch.

Es lässt sich im Bild nur erahnen, aber leider schimmert der Werbeaufdruck der Dämmplatten durch die Tapete durch. Unerfreulich ist zweifellos, dass in der Abbildung bei bausep eine andere Platte als die gelieferte gezeigt wird. Das zarte Gitter dort schimmert nicht durch. Wir haben eine solche Platte aus einer Lieferung an meinen Bruder mit der verwendeten Tapete beklebt, daher wissen wir das.

Bei so viel Aufdruck ist es etwas verwunderlich, dass es nicht für ein CE-Zeichen gereicht hat, das auf dem – leider nicht erhaltenen – Alternativprodukt aufgedruckt ist. Der Plattenkleber kam in zwei reinweißen Eimern, ohne jegliche Hinweise. Fraglos steht einiges an Wissenswertem dazu auf der Webseite, ein unbeschrifteter Eimer im Regal gelagert, ist allerdings potentiell riskant. Bzgl. CE und Beschriftung des Eimers werde ich noch bei bausep nachfragen, denn es wurden Endverbraucher beliefert, für die evtl. ein Gefahren- und Entsorgungshinweis hilfreich und notwendig ist.

Alles in allem war die Bestellung bei bausep über die Internet-Seite erfreulich einfach, bequem und schnell. Vor allem musste ich mich nicht fragen, wie die sperrigen Platten den Weg nach Hause finden: Die werden vor die Haustür geliefert, die Spedition ruft kurz vorher an, damit die Pakete angenommen werden können. Eine echte Alternative zum Leihen eines geeigneten Fahrzeugs und dem Zeitaufwand für das Heranschaffen — ganz davon abgesehen, dass in der heimischen Region erst mal ein Lieferant gefunden werden muss. Tipp: Bei bausep.de gibt es regelmäßig Aktionswochen, in denen es einen Rabatt auf diese Dämmplatten gibt. Die Lieferung der Platten ist immer „frei Haus“.

Die Renovierung als solche war mit gängigen Werkzeugen und überschaubaren handwerklichen Fähigkeiten unproblematisch, es ging gegen Ende lediglich an die Kondition, denn das häufige „Leiter hoch – Leiter runter” beansprucht Muskeln, von denen man gar nicht weiß, dass man sie hat.

Die Flurlampen hängen wieder am Haken, der jedoch ist in einen speziellen Dübel mit sehr breiter Krempe eingedreht, den es für Dämmplatten gibt. Ein versuchsweise heftiges Ziehen (ca. 10kg) am Haken zerstreuten anfängliche Bedenken, dass das Gewicht der Lampen (konkret: 500g) die Platte von der Decke zieht. Jetzt sieht alles fast wieder so aus wie vorher, der Raum ist lediglich ca. 6 cm niedriger — was bei ursprünglich ca. 3,05m Höhe verschmerzbar ist — und durch die Deckentapete schimmert wiederkehrend ein Werbeaufdruck. Da muss wohl noch Farbe drauf. Aber das heben wir uns fürs Frühjahr auf. Was es für das Wohnklima bringt, wissen wir dann jedenfalls und vielleicht verschwinden die „Wasserzeichen” bis dahin, weil die Tapeten momentan noch eine „Restfeuchte” haben, die nicht durch die Dampfsperre kann. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.