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Tipps aus der Lyx-Kiste

Erstellt: 27.11.2017 Lesedauer 4 - 5 Min.

Die Anforderungen an die Ausgabe für ein Handbuch haben interessante Erkenntnisse gebracht.

Ausgehend von dem bereits kurz vorgestellten Handbuchformat stand ich vor wenigen Tagen für eine Auftragsarbeit vor ein paar Herausforderungen für die Textausgabe. Die sind schon etwas anspruchsvoller– zumindest legen die vielen gleichen oder ähnlichen Fragen in Foren das nah – lassen sich jedoch mit LaTeX durchaus lösen. Wenngleich LyX auf LaTeX aufbaut, gibt es für die Umsetzung eines Lösungsvorschlags noch das Detailproblem, dass er für LyX übersetzt werden muss. Denn die für das konzentrierte Schreiben vorteilhafte Trennung von Text und Formatbefehlen, baut in genau diesen Fällen zusätzliche Hürden auf. Vielleicht kann ich – für vergleichbare Fälle – beim drüber steigen helfen.

Formatwechsel im Dokument

In meinem Handbuchformat möchte ich im Hauptteil einen breiten Rand für Bilder. Im Inhalts- oder Stichwortverzeichnis ist das eher unpraktisch. LyX bietet keine Möglichkeit (zumindest kenne ich keine) für den Wechsel des Layouts an. LaTeX kann das problemlos, dafür gibt es den Befehl \pagestyle. Mit der LyX-Funktion Einfügen → Tex-Code lässt sich diese Funktionalität leicht in den Text bringen:

Formatwechsel im Text

Dafür wird das gewünschte Seitenformat vor dem Inhaltsverzeichnis eingestellt und im Anschluss wieder zurück gesetzt. Da ein Inhaltsverzeichnis bereits von LyX auf eine neue Seite geschoben wird, ist kein Befehl für „neue Seite“ erforderlich. Wie auf dem Screenshot gezeigt, sind Formwechsel, Inhaltsverzeichnis und Zurücksetzen in einem Absatz untergebracht. Das verhindert mögliche Wechsel­wirkungen bei den Kopfzeilen oder zusätzliche Leerseiten. Das hier gezeigte Format überschreibt die in den LyX-Einstellungen getroffenen Einstellungen mit breitem Rand für beide Seiten (gerade/ungerade) mit einem „schmalen“ Rand und setzt nach dem Inhaltsverzeichnis wieder den „breiten Rand“ („default“) für das Dokument.

Zusätzliche, lokale Formate

LaTeX ist ziemlich rigide bei der Vorgabe von Formaten. Das ist durchaus zweckmäßig, weil es sehr homogene, gut lesbare Texte erzeugt. Für mein Handbuch wollte ich einige Hervorhebungen haben, die in der verwendete Dokumentklasse (KOMA-Script-Buch) fehlen. Sobald klar ist, wie es geht, ist es eigentlich einfach. Das darüber klar werden hat – jedenfalls bei mir – einen Moment gedauert (im Vergleich zur Ewigkeit…).

In der Dokumentation fand ich anfangs Tipps, wie ich die Dokumentklasse erweitern kann und wo die Daten hinkopiert werden müssen, damit das verwendet werden kann. So geht es natürlich auch. Als erheblich praktischer und vor allem portabel haben sich lokale Formate herausgestellt. Die damit erzeugten zusätzlichen Befehle können wahlweise als Format oder benutzerdefinierte Einfügung genutzt werden, was die Handhabung sehr einfach gestaltet.

Diese leistungsfähige Dokumenterweiterung ist leider stiefmütterlich (bis gar nicht) dokumentiert. Das Benutzerhandbuch verweist auf das Buch „Anpassung“ und dort fehlt die Übersetzung des sehr übersichtlichen Abschnitts, der im Tenor das Schreiben von Modulen favorisiert und eine Erläuterung der Anwendung dieses Funktionselekementes schuldig bleibt. Daher fehlt eine Beschreibung des Formates, mit dem die lokalen Formate eingestellt und beschrieben werden.

Es würde hier den Rahmen sprengen. Bei ausreichendem Interesse und wenn ich dafür Zeit finde, dokumentiere ich meine Erkenntnisse in einem weiteren Artikel.

Für meinen Geschmack hat dieser Ansatz gegenüber der Empfehlung aus dem Handbuch („Modul schreiben“) den Charme, dass sich gefundene Definitionen sehr einfach per Cut & Paste zwischen Dokumenten transportieren lassen und – das Wichtigste überhaupt – mit dem Dokument bewegt werden. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn ein Dokument auf verschiedenen Rechnern (Desktop, Laptop) bearbeitet wird. Die Wartung von Modulen bei einer kleinen Anpassung ist da ziemlich aufwändig, die Formatänderung im lokalen Format steht verlässlich im Dokument.

Kopfzeilen im Anhang

Bei der Gestaltung der Kopfzeilen hatte ich mir das Wort „Kapitel“ als festen Bestandteil notiert. Das wird unschön, wenn es in den „Anhang“ geht. Echte LaTeX-Füchse werden jetzt womöglich lächeln. Mich hat das Suchen und Finden von \chapapp mehrere Stunden gekostet. Diese Variable enthält die passende Beschreibung, sprich: „Kapitel“ oder „Anhang“ – damit klappt´s dann auch in den Kopfzeilen.

Kopfzeile für das Literaturverzeichnis

Das integrierte Literturverzeichnis lässt sich in der schlichten Form sehr gut als Quellennachweis und für ergänzende Hinweise nutzen. Dann sollte das natürlich so drüber stehen. Die Lösung dafür hatte ich recht schnell gefunden. Der Weg geht ebenfalls über Einfügen → Tex-Code und den Befehl

\renewcommand\bibname{Hinweise & Tipps}

Was mir erst viel später, kurz vor Fertigstellung des Buches auffiel: In der Kopfzeile stand ziemlicher Unfug:

Sinnlose Wiederholungen in der Kopfzeile

In LaTeX lässt sich das recht einfach lösen, indem für die Positionen der Kopfzeile entsprechende Texte über Zuweisungen an \eftmark oder \rightmark eingefügt werden. Ich scheiterte jedoch bei diesen Tipps an der Umsetzung in LyX. Denn es führt zu eigenwilligen Seiteneffekten, wenn zwischen die Überschrift und den ersten Verzeichniseintrag etwas eingefügt wird. Wird die gewünschte Änderung davor eingefügt, bleibt sie wirkungslos. Daher habe ich das – letztendlich – mit einer Reformatierung der Kopfzeilen gelöst:

Angepasste Kopfzeilen für das Literaturverzeichnis

Der \clearpage-Befehl ist erforderlich, damit auf der aktuellen Seite die bis dahin gültigen Einstellungen ausgegeben werden, bevor die Änderung gültig wird.

Da in meinem Fall im Anschluss nur noch der Index kommt – der wieder mit einem schmaleren Rand versehen ist – muss ich die Kopfzeilen nicht zurück setzen, denn hier reduziert LyX von Haus aus die Kopfzeile auf „Index“.

Das Literaturverzeichnis wird erst bei der Ausgabe in Tipps und Tricks umbenannt. Das ist jedoch ein rein kosmetisches Problem bei der Dokument-Erstellung.