Update des Tests mit Version 2021, Schwerpunkt: Handbucherstellung mit TextMaker. Mein Testergebnis kann in Prosa als PDF-Dokument heruntergeladen werden. Deshalb nachfolgend lediglich mein Fazit.
PDF-Dokument vom 29.01.2023, 19:02 Uhr, Größe: 1.38 MB
Was mir gefällt
- Ein schlankes Programm-Paket mit diversem Zubehör.
- Mit Master-Seiten einfache Konfiguration und Einstellung des Dokument-Layouts.
- Außerordentlich flüssiges Arbeiten. Keine spürbaren „Gedenksekunden“ bei der Eingabe oder bei Befehlsaufrufen.
- Sehr aufgeräumte Oberfläche, mit Wahl zwischen Ribbons und „klassisch“, wobei ich persönlich „klassisch“ vorziehe, da die Oberfläche nur dort mit der Tastatur ansprechbar ist.
- Der integrierte Duden macht einen guten Job, vor allem unaufgeregt, dezent und schnell. Die zusätzlichen Recherche-Möglichkeiten sind eine schöne Idee, der Zugriff darauf leider umständlich: Die Recherche lässt sich nur mit der Maus öffnen…
- Optisch ansprechende Dokumente lassen sich schnell erzeugen.
- Die Einarbeitungsschwelle ist niedrig, da das Konzept den über Jahrzehnten etablierten Ansätzen bekannter Mitbewerber folgt.
- TextMaker kann erheblich besser mit modernen Schriften umgehen als MS-Word. Den verwendete Font „Commissioner Flair“ stelt MS-Word beim PDF-Export als Pixelschrift dar – unverständlicherweise: Der Font ist „frei“ und liegt als TTF vor.
Mit diesem Dokument-Font schlägt TextMaker den Word-PDF-Export selbst mit dem veralteten PDF 1.4 um Längen. Es sei denn, Word druckt über PDFX-Change. Das erzeugt eine schnuckelige 524kB Datei.
SELTSAMES: Mit PDFX-Change kann die (finale) Exportgröße von 1,4 MB auf rund 1MB verkleinert werden. Die Arbeitsdatei hat eine Größe von 1 MB. Die via PDFX-Change gedruckt, erzeug irritierenderweise ein 10 MB großes Dokument: Jetzt druckt TextMaker „Bilder“ …
Was mir missfällt
- Auf den Master-Seiten lassen sich die Elemente nur innerhalb der definierten Seitenformate positionieren. Für die Dokumentweitergabe an eine Druckerei mit Elementen im Rand, enden die genau da. Ein „Drucken in den Anschnitt“ scheitert, für die Toleranzen beim Papierschnitt (~ 3mm) lassen sich keine Vorkehrungen treffen. Das muss ggf. aufwendig im PDF nachgearbeitet oder über einen Kniff realisiert werden (s. Randtext).
- Es lassen sich zwar „Standardeinstellungen für Objekte“ festlegen, diese sind jedoch flüchtig und müssen beim nächsten Programmstart und für jedes Dokument individuell festgelegt werden. Die Funktion „als Standard festlegen“ erweist sich – zumindest bei meinen Versuchen — als unbrauchbar.
- Es gibt keine „Objekt-Formate“, die eine standardisierte Ausrichtung von Text- oder Grafik-Objekten vereinfachen. Das erhöht den Aufwand bei hoher Grafikdichte signifikant.
- Es gibt keinen „Zeichenvorlagen“-Selektor für die Format-Leiste, mit der schnell die tatsächliche Formatierung an der Cursorposition kontrolliert werden kann.
- Der Index ist „dumm“, es gibt keine Interaktivität („Querverweise“) wie beispielsweise bei Fußnoten und Inhaltsverzeichnis. Dementsprechend fehlt diese Funktionalität natürlich auch in exportierten PDF- und EPUB-Dokumenten.
- Beim PDF-Export können selbst bei verlustfreier Kompression und maximaler Auflösung Bildelemente, beispielsweise ein dünner Rahmen, verloren gehen.
- Der PDF-Export erfolgt grundsätzlich im Format 1.4. Es gibt keine Unterstützung der nachfolgenden Formate (…1.8), auch in den PDF-A…-Formaten wird lediglich ein „angereichertes 1.4“ verwendet.
- Der PDF-Export erzeugt unerklärlich große Dateien. Dieses Dokument, mit „150dpi, normal“ exportiert, hat (beim Test) eine Größe von rund 1,5MB.
Als Word-Dokument exportiert und mit Word als „barrierefreies PDF“ gespeichert (PDF Version 1.7), reduzieren die Dokumentgröße trotz erhöhter PDF-Funktionalität um fast das 2,5-fache auf 664kB.
- Die Formatanwendung erwies sich bei Überarbeitungen als instabil.
- Gliederungsänderungen sind bereits in mäßig komplexen Dokumenten wie diesem hier eine echte Herausforderung.
- Beim Ausschneiden/Kopieren von Absätzen bleiben damit verknüpfte Objekte „liegen“ und fehlen beim Einfügen.
- Die „lebenden Querverweise“ zeigen je nach Dokumentstruktur grob falsche Informationen an, wenn eine adressierte Hierarchie in einer höheren fehlt.
Abschließende Einschätzung
Für den angebotenen Aktionspreis gibt es viel Programm für’s Geld, bereits der Listenpreis ist durchaus fair. SoftMaker Office 2021 muss sich jedoch den Vergleichsprodukten, insbesondere der freien Pakete wie OpenOffice oder LibreOffice stellen. Da kann TextMaker durchaus überzeugen. Funktional bleibt er zwar dahinter zurück, denn „bei den anderen“ werden beispielsweise lebende Querverweise, der Export interaktiver PDFs umfangreich(er) unterstützt, der Index lässt sich mit Schlüsselwörtern strukturieren und vieles andere mehr.
TextMaker 2021 bietet mit dem Duden Korrektor, den Recherche-Optionen und ganz besonders aufgrund seiner exzellenten Arbeitsgeschwindigkeit für allgemeine Textarbeiten einen spürbaren Mehrwert gegenüber den kostenlosen Suiten. Bereits für den regulären Listenpreis ist TextMaker (zzgl. PlanMaker und Presentations…) interessant: andere Textverarbeitungen mit Duden Korrektor liegen typischerweise im soliden dreistelligen Preissegment.
Für meine Anforderungen (Seite 9) ist TextMaker 2021 mittlerweile bedingt geeignet.
Einige gewünschte Funktionalitäten fehlen zwar, doch aufgrund veränderter Anforderungen relativiert sich dieser – vermeintliche – Mangel. Für den Alltagsgebrauch ist es in jedem Fall ein schickes Produkt, das mich anspricht.
In der jetzt vorliegenden Version wird TextMaker absehbar öfter gestartet werden als sein Vorgänger und damit LibreOffice Writer und MS-Word den Platz streitig machen. Die Genannten mögen zwar in der Gesamtheit leistungsfähiger sein. Maßgeblich ist jedoch, was davon für mich im Alltag eine Rolle spielt. Objektiv betrachtet fallen dabei alle hier genannten „Testmängel“ weitestgehend weg.
Die Anforderungen sind überarbeitungsbedürftig und aufgrund allgemein veränderter Anforderungen in gewisser Weise etwas aus der Zeit gefallen.
Ob und wie gut TextMaker für ein „richtiges Handbuch-Projekt“ geeignet wäre, lässt sich mit diesen überschaubaren und punktuellen Testbedingungen nur eingeschränkt beurteilen.
Der hier gezogene Vergleich zwischen spezialisierten Autoren-Werkzeugen und -Anforderungen und einer universell orientierten Textverarbeitung ist mit Blick auf die herausgepickten Anforderungen auf Augenhöhe erfolgt.
Mit kleinen Abstrichen bei den Ausgangsforderungen ist TextMaker 2021 aus meiner Sicht ein absolut spannendes, vor allem sehr konkurrenzfähiges Produkt, das zu fairen Konditionen noch versionsweise erworben werden kann.
Zwar bietet SoftMaker mit der „NX-Linie“ ebenfalls zeitlich befristeten Lizenzen, die durch einige weitere Funktionen attraktiver erscheinen könnten. Doch jeder, der schon mal stundenlang arbeitsunfähig war, weil in einem Cloud-Produkt aufgrund von fehlerhafter Konfiguration beim Hersteller oder sonstigen Gründen (der Banalste: „kein Netz“) „ein Bit quer hing“, schätzt »offline-fähige« Software.