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mg4,gedanken,e-mobilität

Mein E-Mobil ist da

Erstellt: 24.05.2023 Lesedauer ~2:50 Min.

Nach vergleichsweise kurzer Wartezeit steht er jetzt im Hof. Der MG 4, ein „Stromer“, der den „Verbrenner“ bei Mobilitätsanforderungen ersetzen soll. Bereits bei der ersten Fahrt vom Händler nach Hause wurde klar: Dafür werde ich mir Gewohnheiten aus über 40 Jahren verbrennender Mobilität aus dem Kittel schlagen müssen.

Das „vom Gas gehen“ beim vorausschauenden Fahren hat sich über die Jahre bei mir tief verwurzelt. Dementsprechend holprig waren die ersten Autobahn-Kilometer. Beim E-Auto entspricht „vom Gas gehen“ auf die Bremse treten. Das müssen der Fuß und der Kopf erst mal adaptieren. Was jedoch überraschend schnell geht und extrem komfortabel ist. Der dafür etablierte Begriff „One Pedal Drive“ beschreibt es tatsächlich. Ein Pedal für alles. Wobei „richtig bremsen“ gelegentlich trotzdem nötig ist, weshalb es dafür doch noch ein eigenes Pedal gibt.

Als zeitlebens Schaltgetriebe-Fahrender ist die Umstellung auf „Automatik“ überraschend schmerzlos. Beim Verbrenner sprach die mögliche Sprit-Einsparung gegen diesen Komfort, bei E-Auto wäre ein Schaltgetriebe mutmaßlich kontraproduktiv. Was größeres Kopfzerbrechen bereitet ist der ganze Software-Schnickschnack, der im Auto verbaut ist. Vieles davon erscheint durchaus sinnvoll und hilfreich. Doch einiges ist schon gewöhnungsbedürftig. Es kann heftig erschrecken, wenn ein Fußgänger seitlich hinter dem Auto die Bremsbacken schlagartig zusammenpresst. Gefühlt entspricht es einem satten Aufprall mit etwas großem, das just in diesem Augenblick vom Himmel gefallen sein muss. Der Sensor am Auto hat die Situation offenkundig anders eingeschätzt als ich.

Generell wirkt die Definition von „Abstand“ abhängig vom Sensor sehr dehnbar auf mich. Während ich selbst unter Aufbietung all meiner Fahrkünste keine Chance sah, den Fußgänger abzuschießen, zeigt mir die Rückfahrkamera beim Einparken einen Abstand an, durch den sich im Kamerabild eine beladene Sackkarre schieben ließe. Tatsächlich wäre selbst mit den Knien an der Stoßstange kein Platz mehr zum dahinter stellen. Die „verzerrte Darstellung durch das Weitwinkelobjektiv“ wird damit sehr plastisch.

Ausgesprochen irritierend ist es, wenn die helfende Technik Schwierigkeiten mit der Situationserfassung hat. Auf einem Autobahnstück aus hellem Beton mit weißen Fahrstreifen wurde der „Spurhalteassistent“ im Wortsinn „wankelmütig“, was die Entscheidung betraf, woran er sich orientieren soll. Wäre eine Polizeistreife hinter mir gewesen, hätten die mir bestimmt das Angebot gemacht, mal in ein Röhrchen zu blasen und auf einem Strich entlang zu laufen. Noch so ein Grund für das zweite Pedal: Antippen der Bremse deaktivierte die Assistenz, die sich zumindest in dieser konkreten Situation wie ein zu beherrschender Gegner anfühlte. Dafür stehe ich bereits im Kontakt mit dem Hersteller.

Was die Notwendigkeit der intensiven Auseinandersetzung mit der Bedienungsanleitung offenbarte. Die gibt es nur digital wahlweise auf dem Mobiltelefon, als Download oder auf dem Bildschirm, mit dem die Einstellungen vorgenommen werden. Letzteres ist genau genommen grenzgängig boshaft: Gleichzeitig Lesen und das Beschriebene im Display suchen, ist schlicht unmöglich. Für die Bedienungsanleitung einen Laptop ins Auto legen, erscheint mir etwas übertrieben. Doch mit dem Telefon Bedienungsanleitung lesen hat was von Erbsen auf einem flachen Teller mit Stäbchen essen.

Wenn schnell reagiert werden muss, ist es besser du weißt was zu tun ist, als zu wissen wo steht, was zu tun gewesen wäre.

Womit sich erschließt, wofür wir früher in der Schule auswendig lernen geübt haben. Die Intention mag damals eine andere gewesen sein. Doch was für Schillers Glocke recht war, kann für die Bedienungsanleitung eines Autos nur billig sein.

Die nächsten Tage haben Struktur, sind über 500 Seiten.