Mit E-Autos wird Software zu einem bestimmenden Thema der Automobilität. Womit sich die Wahrnehmung verschiebt. Das führt zu vermeintlichen Problemen, die „vorher“ kein Thema waren und auch jetzt keins sein müssen.
Mittlerweile sind es mehr als anderthalbtausend Kilometer. Der Enthusiasmus hat nachgelassen, der MG 4 reduziert sich zunehmend auf das, was er objektiv ist: ein Gebrauchsgegenstand. Ich setze mich zwar weiterhin mit Software-Fragen des Fahrzeugs auseinander. Doch die Bewertung der Wünsche und Erwartungen hat sich verschoben. Das ist das Ergebnis einer Frage:Wie war das eigentlich bisher, wenn ich in ein Auto eingestiegen bin?
Bisher gab es unumstößliche Rahmenbedingungen beim Einsteigen. Konfigurierbar war die Lautstärke des Radios, das brüllte oder säuselte, abhängig von der Lautstärke beim Aussteigen. Was sich regelmäßig als unpassend beim Einsteigen erwies, weshalb ich mir beim Verlassen einen dezenten Lautstärkepegel zur Gewohnheit machte. „Fahrparameter“ gab es keine einstellbaren, von Handbremse und Schalthebelstellung abgesehen.
Das wurde „genau so“ auf den MG adaptiert. Statt über „das hätte ich aber gern so und so“ nachzudenken, wird eingestiegen und losgefahren. Mit den Einstellungen, die der Hersteller als passend für diesen Vorgang definiert hat. Siehe da:
Das geht völlig entspannt!
Statt „Daddelkiste“ ist der MG jetzt das, was es ist: ein Auto und damit Gebrauchsgegenstand. Der wird nach Bedarf ohne weiteres Nachdenken verwendet, wie er ist. Wie ein Hammer. Wenn er schwerer oder leichter sein soll, nehme ich halt einen anderen.
Davon unbelassen, findet konstruktiven Austausch mit dem MG-Service statt. Es wird in Zukunft Verbesserungen geben, die absehbar willkommen geheißen und genutzt werden.
Bis dahin „ist es, wie es ist“.
Bei genauerem Hinsehen ist die „Ausgangssituation“ im Auto angemessen gewählt. Das akzeptieren, spart eine Menge Stress und steigert den Spaß an diesem Auto immens. Das Begreifen der angebotenen Einstellungsmöglichkeiten als optional, entpuppt sich als Mehrwert. Denn alle Optionen haben keinen Einfluss auf die primäre Anforderung:
Bewege mich von A nach B.
Bei den Fahrmodi lassen sich keine signifikanten Unterschiede entdecken, die im Alltagsbetrieb zwingend besser sind. Arrangieren mit weiteren „Optionen“ ist kein Problem, wie bisher bei anderen Autos. Mit dem Unterschied, dass es dort keine Wahl gab. Das, was so war, blieb dort so. Jetzt kann ich mir wahlweise „mal was gönnen“. Unter dem Gesichtspunkt des Besonderen, bekommen die Einstellmöglichkeiten einen völlig neuen Aspekt:
Wenn der Sonderfall die Regel ist, wird die Regel zur Ausnahme – und womöglich ein ernsthaftes Problem.
Das habe ich selbst drastisch wortwörtlich „erfahren“, als nach mehreren Wochen E-Auto der seitdem unbewegte Vorgänger für den Verkauf bewegt werden musste. Gangschaltung, zum langsamer werden bremsen müssen – das war plötzlich so weit weg, dass der Rückweg mit der S-Bahn pure Entspannung war.
„Wie es jetzt ist“, ist bereits um ein Vielfaches besser. Statt mehr zu verlangen, ist der Gedanke erbaulich, der Hersteller kann in Zukunft das ein oder andere „Goodie“ spendieren. Wenn er es tut, ist das nett, wenn es so bleibt, wie es ist, ist „schön, dass es so ist“ besser als sich bis dahin herumärgern. Mit der Option, dass der Ärger bleibt, weil das Update andere als die eigenen, subjektiv wichtigen, vermeintlichen Ärgernisse adressiert.
Mit einer anderen „Sichtachse“ wurden aus Problemen Optionen. Das ist gut für den Blutdruck und objektiv die Anerkennung von und der vernünftiger Umgang mit Lebensrealität.
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